Leser

Leser

Der erste kreative Akt, den der Schriftsteller leistet, meistens ohne sich dessen bewusst zu sein, ist die Erfindung eines Lesers, seines Lesers. Viele Bücher missraten nur schon darum, weil sie ihren Leser nicht erfinden, sondern sich nur dem Publikum anbieten. Das ergibt nie eine Partnerschaft. Was der Schriftsteller, wenn er schreibt, sich unter seinem Leser vorstellt: wie viel Verstand ich ihm zutraue, wie viel Respekt ich habe vor seinen Erfahrungen, die ich nicht kenne, und wie viel Treue ich aufbringe zu diesem Partner, den ich nicht als leibhaftige Person sehe, und wie viel Geduld, ohne in meiner Schreibweise herablassend zu werden oder patronisierend, und wie viel Skepsis von seiner Seite ich aushalte, wie viel Partnerschaft - das ist für den Schriftsteller eine Frage auf Gedeih und Verderb. Das Talent, conditio sime qua non, genügt noch nicht — ” (Frisch, Max. Schwarzes Quadrat. Zwei Poetikvorlesungen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008. 52)

“The first creative act that the writer performs, usually without being aware of it, is the invention of a reader, his reader. Many books fail only because they do not invent their reader, but only offer themselves to the audience. This never results in a partnership. What the writer imagines his reader to be when he writes: how much understanding I expect him to have, how much respect I have for his experiences that I don’t know, and how much loyalty I have for this partner whom I don’t see as a person in the flesh, and how much patience without becoming condescending or patronizing in my writing, and how much skepticism on his part I can endure, how much partnership - that is a question for better or worse for the writer. Talent, conditio sime qua non, is not yet enough - “

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