Open Design

Open Design

“Design schafft Freiheit, Design ermöglicht Handlungen, die zuvor nicht möglich oder nicht denkbar waren. Indem es dies tut, begrenzt es aber auch den Möglichkeitsraum, weil es neue Bedingungen schafft. Alles was gestaltet ist, entwirft und unterwirft. Diese dem Design inhärente Dichotomie ist nicht nur eine gestalterische, sondern eine politische. Sie bedingt Freiheit und Unfreiheit, Macht und Ohnmacht, Unterdrückung und Widerstand. Sie ist das politische Wesen von Design.” (von Borries, Friedrich. Weltentwerfen. Eine politische Designtheorie. Suhrkamp, 2016. 9 f.)

Friedrich von Borries schreibt dass Dinge mitunter vorher nicht denkbar waren. Durch neue Tools kommen wir auf Ideen, auf die wir vorher nicht gekommen wären. Diese Ideen bedingen dann unsere Welt, bspw. in Form von Assistenzsystemen.

“entwürfe machen autonom.” (Aicher, Otl. die welt als entwurf. 1991. 195 f. Zitiert nach von Borries, Friedrich. Weltentwerfen. Eine politische Designtheorie. Suhrkamp, 2016. 14)

“Unterwerfendes Design bringt Objekte, Räume und Kontexte hervor, die die Handlungsmöglichkeiten ihrer Benutzer nicht - oder nur in einem vorgegebenen Rahmen - erweitern. Unterwerfendes Design bestätigt bestehende Herrschafts- und Machtverhältnisse, indem es diese funktional und ästhetisch manifestiert. Ein modernes Hochhaus wirkt dabei nicht anders als eine barocke Schlossanlage, und eine Monstranz unterscheidet sich in ihrer Wirkungsweise nicht von einem Smartphone. In beiden Fällen dient die Gestaltung der Verherrlichung eines Identifikationsangebotes, dem der Mensch sich unterwerfen soll. Auch ein vermeintlich neutrales, funktionalistisches Design, das sich nur einer unpolitischen Problemlösung verschrieben zu haben meint, entgeht nicht der immanenten Bindung des Designs an die Sphäre des Politischen. Denn oft sichert ein problemlösungsorientiertes Design die bestehende Ordnung - und übernimmt damit, auch ohne es zu wollen, eine politische Funktion.” (von Borries, Friedrich. Weltentwerfen. Eine politische Designtheorie. Suhrkamp, 2016. 21)

Unsere Gesellschaft “beruht nicht auf Disziplinierung [23] und Kontrolle, sondern ist von Freiwilligkeit geprägt; wir müssen nicht zur Unterwerfung gezwungen werden, sondern begeben uns freiwillig in Kontexte, in denen wir überwacht, kontrolliert und manipuliert werden können. Denn Unterwerfung bedeutet auch Entlastung, sie befreit von der Last der Entscheidung, von den Herausforderungen der Freiheit. […] An die Stelle von Kritik, Opposition und Widerstand tritt die Selbsttäuschung: die Autosuggestion von Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und Entfaltung.” (von Borries, Friedrich. Weltentwerfen. Eine politische Designtheorie. Suhrkamp, 2016. 22 f.)

“Das entwerfende Design versucht deshalb, seinen Benutzern und Rezipienten echte Handlungsspielräume für ihr Leben zurückzugeben. Es stattet sie mit Technologien, Werkzeugen, Instrumenten und Symbolen eines selbstbestimmten Lebens aus.” (von Borries, Friedrich. Weltentwerfen. Eine politische Designtheorie. Suhrkamp, 2016. 25)

“Eigentlich ist Selbstdesign entwerfend. Es versucht, den Menschen aus seiner Bedingtheit zu befreien. Doch alle Versuche, die als Mangel empfundenen Begrenztheiten des Körpers durch dessen Reperatur, Erweiterung oder Selbstauflösung zu überwinden, laufen Gefahr, von entwerfendem in unterwerfendes Design zu kippen.” (von Borries, Friedrich. Weltentwerfen. Eine politische Designtheorie. Suhrkamp, 2016. 103)

“Weltentwerfen muss dem Wunsch nach Ordnung den Mut zum Ungeordneten entgegenstellen. Das Gedachte, Gestaltete, Entworfene muss auch verworfen werden dürfen, um Raum für neues Entwerfen zu geben. Wenn wir mit Freiräumen leben, wenn wir Unsicherheit zulassen, wenn wir nicht in geschlossenen Denksystemen agieren wollen, müssen wir Unvollständigkeit und Unabgeschlossenheit akzeptieren. Um die Welt zu entwerfen, müssen wir uns in der Unordnung einrichten.” (von Borries, Friedrich. Weltentwerfen. Eine politische Designtheorie. Suhrkamp, 2016. 133)



Posthumanistischer Ansatz der Kybernetik: Wir stehen im Austausch mit unserer (sozialen) Umwelt und verändern uns dadurch. (“[…] we ourselves are transformed and become something new in our traffic with people and things.”) (Pickering, Andrew. „Cybernetics“. In International Encyclopedia of the Social & Behavioral Sciences, herausgegeben von James D. Wright, 645–50. Oxford: Elsevier, 2015. 645)

Im Zentrum der Kybernetik steht nicht Wissen über die Welt, sondern Handlungen in dieser Welt – “agency and performance”. (Pickering 2015, 645)

“decentered posthumanist ontology” — Wir benötigen eine andere Ontologie, die nicht uns allein im Zentrum sieht. Diese könnte an vormoderne Ontologien wie vor allem den Taoismus angelehnt sein. (Pickering 2015, 646 f.)

Kybernetik wird häufig mit dem Bild einer Kontrollgesellschaft verbunden. Aber wenn man Agenten als veränderbar durch ihren performatischen Austausch mit der Umwelt betrachtet mit dem Ziel eines Equilibriums, ist auch eine Vision einer anderen Gesellschaft denkbar: “a society evolving through transformative open-ended experimentation”. (Pickering 2015, 649)